DAMIT ES NICHT VERLOREN
GEHT...
Die Geschwister
Gugler & and. Übriggebliebenen
Der Gottlieb und die Katl waren ledig und übernahmen das
elterliche Anwesen. Ihr Vater war Schuhmacher mit einer
Kleinlandwirtschaft, von der ein reich werden nicht möglich
war, aber das Lebensnotwendigste doch brachte. Vor 1938 hatte
fast jeder Gewerbebetrieb eine Kleinlandwirtschaft dabei:
Meist 2 – 3 Kühe und einige Schweine wie auch Hühner für den
Eigenbedarf. Auch Arbeiter mit einem Kleinhaus hielten sich
eine Kuh oder 2 – 3 Ziegen, sowie einige Hühner, so auch meine
Eltern. Anstatt Ziegen sagte man auch gern Eisenbahnerkühe.
Woher dieser Ausdruck ? Fast bei jedem Bahnübergang, stand ein
Schrankenwärterhaus in dem mit seiner Familie wohnte. Die
Gelegenheit zum Halten einiger Kleintiere war fast immer
geboten. Futter gab es entlang der Eisenbahn genug. Auch der
Straßenwärter sammelte sich das Futter beidseitig des
Straßenrandes für seine Ziegen. Ein Gartenzaun war selten,
sodass die Hühner freien Auslauf hatten. Der Gemüsegarten war
fast immer mit Holzlatten eingezäunt. Zum Bearbeiten der
Felder wurden die Kühe eingespannt oder ein Pferdebauer
bezahlt. Beim einspannen der Kühe litt die Milchmenge sehr. Da
mein Schulweg an diesem Haus vorbeiführte, kannte ich auch die
Leute dieser Straße, ich hatte 1 km bis in den Ort. Die Katl
war in ihrer Jugend in Wien als Dienstmädchen, der Gottlieb
erlernte von seinem Vater das Schuhreparieren. Die beiden
verstanden sich oft schwer, sie mochten sich oft selber nicht.
Das ist das Los der Übergebliebenen. Um diese Zeit gab es
Auffallenderweise, zumindest aber in unserer Straße, mehrere
Haushalte mit unverheirateten Geschwistern. Gleich im nächsten
Häuschen, wohnte der Meier Max mit seinen 3 Schwestern. Eine
davon hatte geheiratet, wurde Witfrau und der Sohn aus dieser
Ehe wurde Erbe, blieb aber Kinderlos. Das nächste Häuschen
gehörte dem Senger Poldl. Sein Vater starb früh, er blieb
seiner Mutter gehörig und wurde ohne heiraten alt. Dieses Haus
wurde 1847 mit Stein und Lehm gebaut und ist schon längst
zusammengefallen. Sie waren alle zum Schutz gegen Wind und
Kälte an einem Hang gebaut. Weiter im Ort waren Bauernhäuser.
Auch dort war es nicht viel anders. Entweder die Geschwister
heirateten sehr spät, oder sie blieben ledig beisammen. Ich
meine, dass sehr wohl die Notlage vor 1938 Mitschuld an diesem
Zustand war. Der Höfler Alois wurde mit seiner Schwester ohne
Nachkommen alt. Der Höller Rudl mit Sepp und Katl, auch sie
blieben allein. Gleich daneben im Haus Fohringer, ähnlicher
Zustand. Der letzte, der spät heiratenden Geschwister nahm sich
die Magd zur Frau, Hatte mit dieser 5 Kinder, die heute 30 –
40 Jahre alt sind (das war 1987) und auch diese hat das
Heiratsfieber noch nicht erreicht. Nun zurück zu den Gugler`s.
Gottlieb war kein schöner Mann, er war skropulös, dennoch
bekam er eine Frau, aber viel zu spät für Nachwuchs. Er starb,
die Frau starb. Um die alte Katl nahm sich eine Nichte die
letzten Jahre an, die auch das die große Erbschaft machte und
für ihre Kinder schöne Baugründe bekam. Das alte Haus der
Gugler`s, steht schon lange leer, ist rundherum mit Sträuchern
verwachsen und würde ein ideales Objekt für Hänsel und
Gretelfilm abgeben. Rückblickend in der
Fortpflanzungsgeschichte kann man sagen, dass jede Zeit ihre
Probleme hat.
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by
Anton Kriebert & Franz Sonnleitner
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