DAMIT  ES  NICHT  VERLOREN  GEHT...

 

Die Peitsche oder Der Hochenauer Natz

so hieß der Pferdeknecht der damals auf seinem Schotterwagen saß, die Peitsche seitlich haltend, um die Mittagszeit fest schlief, während die Pferde ihren gewohnten Weg allein gingen. Auto gab es um 1939 bei uns soviel wie keine. Auf der schottrigen, löchrigen Strasse wuchs auf der Fahrbahnmitte noch Gras. Asphalt war noch ein Fremdwort. Entlang der Straßen standen beidseitig viele Obstbäume, um bei großer Hitze, Schatten für die Pferde zu spenden, vielleicht auch als Unterstand, bei plötzlichen Regen. Der Wagen war vollkommen aus Holz und mit Eisen beschlagen. Dieses Fuhrwerk transportierte mit 2 starken Pferden,

2 km, je 1 m³ gebrochenen Granitschotter, für den Unterbau der Eisenbahnen. Die Männer am Bahnhof und im Steinbruch, mussten sich ihr Geld schwer verdienen. Den ganzen Tag mit einer Schottergabe händisch die Waggons beladen.

Ich war ca. 12 Jahre alt, ging von der Schule heim und knapp vor der Haustür, fiel mir die seitlich herausragende Peitsche in der Hand des schlafenden Fuhrwerkers in die Augen. Ich nahm dieses Instrument beim Riemen und wollte nur, dass dieser Schläfer munter wird. Leider fiel diesem, die Peitsche aus der Hand, sodass er nicht nur munter wurde, sondern mich auch genau betrachten konnte. Mein Glück, ich verschwand gleich hinter seinem Wagen, im Haus meiner Eltern. Ich getraute mir diesen Vorfall meiner Mutter nicht zu erzählen. Sie hätte bestimmt etwas dagegen gehabt, auch mir selbst war es zuwider, dass er  mich sehen und erkennen konnte.

Es vergingen Tage, ja Wochen. Es war im Sommer, sehr heiß. Barfuss ging ich nachmittags, zu meiner Mutter aufs Feld. Ich hätte auf einen anderen Weg gehen sollen. Ich aber ging einen kürzeren, wo ich durch einen Bach watten musste  und auch ein Stück auf der Straße, wo zu meinem Leidwesen, jener Fuhrwerker mir begegnete, der mir scheinbar noch etwas schuldig war. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, ausweichen konnte ich nicht mehr und davonlaufen traute ich mich auch nicht. Als kleiner Angeber, besaß ich schon Sonnenbrillen. Ich steckte sie mir auf, im Gedanken, vielleicht kennt mich der Knecht auf diese Art nicht. Ganz unschuldig ging ich weiter, doch ich hatte mich getäuscht. Als wir auf gleicher Höhe waren, blieb der Wagen stehen, der Knecht stieg herunter, legte mich übers Knie und verwendete seinen Peitschenstock einmal anders. Mein Glück dabei, niemand hat etwas gesehen und erzählt habe ich es auch niemanden.

 

 

©  by Anton Kriebert  & Franz Sonnleitner

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