DAMIT  ES  NICHT  VERLOREN  GEHT...

 

Weihnachten wie ich es erlebte

Meine Schwägerin Brandstötter Franziska 1932 in Kleinwolfstein Gem. Neustadl/Donau geboren, erzählte mir wie und ihre Geschwister, deren neun sie waren, durch das Fenster beim Nachbarn, die nur zwei Kinder hatten, Sternspritzer funkeln sahen. Ihr Vater versprach ihnen für das nächste Jahr auch welche zu besorgen. Er sammelte das Jahr über Feilspäne, befestigte diese auf einen Holzspan und verbrannte sie zu Weihnachten. Auf Geschenke kann sie sich nicht erinnern, aber am Christbaum hingen eingewickelte Würfelzucker und selbstgebackene Kekse. Der Höhepunkt aber war für uns Kinder mit Beginn des Schulalters, natürlich in Begleitung der Eltern, der 1 ½ stündige Weg zur Mitternachtsmette. Es gab kein Auto und auch keine Schneeräumung. Großbauern fuhren mit Pferdeschlitten. Meine Eltern wie auch unsere Nachbarn hatten nur 5 – 6 ha Grund. Nebenerwerbsbauern gab es noch nicht. Ein Schlafengehen am Heiligenabend gab es nicht, weil alle Räume ungeheizt blieben. Warm war es nur in der großen Stube vom Kachelofen, durch den Rauchabzug des Küchenherdes geleitet wurde, bevor er in den Rauchfang, in dem auch das Selchfleisch gehängt wurde, gelangte. Aus den Federn unserer Gänse hatten wir warme Tuchenten. Beim Federnschleißen (den Flaum vom Kiel abziehen) mußten wir helfen, husten war dabei nicht erlaubt, weil sonst der Flaum davonflog. Auch Leinen wurde selbst gemacht. Manchen Winter war der Schnee einen Meter hoch, bei Wehen noch mehr. Wir hatten keinen Mantel gegen die Kälte. Die Mutter strickte aus selbstgesponnener Wolle, von unseren Schafen warme Kleidung. Schuhe waren für uns zu teuer. Auf geschenkten Schuhen deren Unterteil, nicht mehr zu reparieren war, machte Vater eine Holzsohle, die im Winter angenehm warm war (Holzbundschuh).

Im Sommer gingen wir barfuss, oder in Holzpantoffel zur Schule. Sie kann sich erinnern, wie sie an einem frostigen Tag über die Wiese mit dem Pantoffeln gingen, unten im Tal aber diese im Wassergraben versteckten und barfuss weitergingen, weil es auf der Strasse wärmer war. Einmal hatte es während des Schulunterrichts geregnet und sie hatten Mühe, sie wieder zu finden. Die Küche war sehr klein und nur zum kochen geeignet. Darinnen war der gemauerte Herd mit eingebauten Warmwasserschiff. Auf dem wurde nicht nur gekocht, sondern auch das Schweinefutter gesotten, wie auch die Wäsche gekocht. Zum Futterkochen hatten wir ein hohes nicht emailiertes, aus Weißblech 20 – 30 Liter Gefäß. (Hefen) Ebenso ein solches zum Wäscheauskochen. Gesiebte Holzasche war unsere Waschlauge, danach wurde sie im Holztrog gerumpelt. 9 Kinder, die Eltern und Großeltern, ergab 13 Personen. Kein Problem mit Altenheim, Kinderheim, Mütterheim. Das war eben ein Familienleben, wo das Eine für das Andere da war. Wie weit haben wir es doch mit der Emanzipation gebracht. Haben wir heute wirklich alles? Vor der Mahlzeit wurde ein Tischtuch aufgebreitet und die Suppenschüssel mittig hingestellt und von allen Seiten wurde gelöffelt. Das Esszeug wurde darin abgewischt, es bot auch Schutz für die Tischplatte, nachher wurde es wieder entfernt, Getrunken haben alle den selbst gepressten Most aus einen Keramikkrug. Für die Obstfreien Monate wurden Birnen, Zwetschken und Apfelspalten in einem Dorrhäuschen getrocknet. Gerste wurde geröstet als Kaffeeersatz, Mohn wurde angebaut. Außer Zucker wurde nichts hinzugekauft. Vater rauchte nur Sonntags oder wenn Besuch da war. Ins Gasthaus kam er nie. Neben dem Herd war ein steinerner Wasserbehälter in dem vom Ziehbrunnen der im Obstgarten stand, das Wasser hereingeleitet wurde. Darauf stand ein selbst gemachtes Holzschaff mit reinem Wasser zum Kochen und Trinken. Im Eck war ein gemauerter Backofen und auf der Wand hing ein ebenso selbst gemachter Schüsselkorb (offenes Gerüst für Schüsseln und Teller). Einen Doktor sahen wir das ganze Jahr nicht. Mutter war mit Hausmitteln sehr vertraut. Wir waren nie ernsthaft krank. Einmal hatte einer meiner Brüder Kinderlähmung. Diese wurde rasch erkannt und mit Heublumenbäder vollständig ausgeheilt. 1932 bekam Mutter die erste Nähmaschine. Vorher und auch danach wurde immer wieder mit der Hand genäht und geflickt, Socken gestopft. Erst Hitler brachte 1938 durch Vollbeschäftigung vieles, was es vorher nicht gab. Leider auch ein Jahr danach den Krieg, wo es trotz Lebensmittelkarten und Bezugsscheinen nicht immer etwas gab. 1953 bekam sie die erste Banane von einer Wienerin.

 

©  by Anton Kriebert  & Franz Sonnleitner

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