DAMIT  ES  NICHT  VERLOREN  GEHT...

 

Nach 1938 - Bauernmaurer – Saustallmaurer

Dieses Wort wurde oftmals herabwürdigend verwendet. Ich war in der Nachkriegsjahren oft mit ein oder zwei Kollegen wochenlang bei den Bauern als Maurer beschäftigt. Vielfach wurden Stallungen und Düngerstätten aber auch Wohnraum geschaffen, da doch während des Krieges kaum etwas verändert wurde. Wer fleißig und tüchtig war, konnte bei den Bauern Zufriedenheit erlangen. So konnte man das Wort oben, eher als Ehre und Dank, anstatt Verachtung annehmen. Ich kam mit 45 kg aus der Gefangenschaft heim und musste auch bei meinen Eltern Verpflegungskosten zahlen und das schon seit Beginn meiner Lehrzeit mit 14 Jahren. War ich bei den Bauern verpflegt, so blieb mir das ersparte. Es gab genug und gutes Essen und Trinken, wofür wir pro Tag 1 Stunde zusätzlich zu unseren gesetzlichen, Arbeitsstunden, damals 50 Stunden pro Woche arbeiteten. Im Winter waren wir jedes Jahr arbeitslos, darum nützten wir die Zeit im Sommer entsprechend und verrechneten die Überstunden gleich privat. Das Geld gab ohnedies nicht aus, da fast alles nur auf Bezugsschein oder im Schleichhandel erhältlich war. Ich hatte das große Glück, schon im Herbst 1945 aus der Gefangenschaft heimzukommen. Morgens am Weg zur Arbeit, hielt mich auf freier Strecke einmal ein Russe auf. Ich wollte im Bogen das Tempo beschleunigend vorbeifahren. Er aber, ließ mich stürzen, hielt mir die Pistole an, zeigte auf sein fast unfahrbares Fahrrad das er liegen ließ und fuhr mit meinem davon. Ein Fahrradschlauch oder Decke war noch ein Traum. Die alten Schläuche erhielten viele Flecke, die Decken mit Manschetten oder Schnüren verstärkt war auch eine Lösung. Später gab es dann auch Vollgummireifen oder gar einen dicken Mostschlauch, dem ein Draht eingezogen und an den Enden zusammengebunden wurde. Und das auf Schotterstrassen mit vielen Löchern. Endlich gab es auf Bezugsschein ein neues Fahrrad. Nicht lange dauerte die Freude. Die vordere Gabel brach und flatterte, ich ließ diese mit Messing löten, das war jedoch nicht von Dauer. Als ich merkte, dass es auch so läuft, ließ ich es gar nicht mehr richten, bis eines Tages, ich zu zweit fuhr und ein voll kommender Bruch entstand. Es war kein schöner Sturz und für Bastler gabs immer wieder eine Lösung. Da Österreich 10 Jahre von den Siegermächten besetzt war, gab es auch einen Idenditätsausweis den man auch am Arbeitsweg bei sich haben musste. Einmal nach dem jeder Gendamerieposten zwei neue gelbe Puchfahrräder erhielt, wurde ich wegen Freihändig fahren angehalten. Es war sehr kalt und ich hatte beide Hände in den Hosentaschen. Warum ich freihändig fahre und keinen Ausweis bei mir habe? Der Herr Gendarm war zwar freundlich, sah mich genau an und notierte, verlangte aber kein Geld. Nach einiger Zeit bekam ich von der BH (Bezirkshauptmannschaft) eine Strafverfügung. 50 Schilling wegen Nichtbesitz des genannten Ausweises und 20 Schilling wegen fahren ohne lenken, zusammen war das 70 Schilling, das war soviel als ich mir an einen Samstag privat verdienen konnte. Oft war ich auch allein als Maurer bei den Kunden beschäftigt, wo ich gar manches mal auch gleich über Nacht blieb, warum sollte ich auch nur wegen dem Schlafen heimfahren. Fast das ganze Hauspersonal war bei solchen Baustellen beteiligt, die Töchter genauso wie die Söhne. So ging es oft ganz lustig zu. Eines Abends auf der Hausbank sagte mir einmal eine alte Bäuerin: „ Hiatzt hot si unsa Maura in d`Sunn dauni gsitzt, dass d`Leit amoi sehgn, dass a a a wenig Schwitzt.“ Oder  „ Da Zimmamau geht rund um, an Bam und sogt, wonn nua da Tog vagang.“ Der Zimmerer war meist beliebter als der Maurer. Seine Bauarbeit dauerte nicht so lange, machte keinen Dreck und seine Abfälle konnte man verheizen. Mit den Maurerscharten hatten besonders die Frauen keine Freude. Bedenkt man, dass es rund um den Maurer, immer wieder Schmutz gibt, vor allem auch dann, wenn er seine Arbeit in den Wohnräumen zu verrichten hatte.

 

©  by Anton Kriebert  & Franz Sonnleitner

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