DAMIT  ES  NICHT  VERLOREN  GEHT...

 

24 Geschwister

Aus der sogenannten “Guadn oidn Zeit“ kann ich ein Beispiel vom Nachbarn meiner Eltern berichten. Der Nachbar aus meiner Kinderzeit war damals 60 Jahre, heute bin ich weit darüber. Er war einer von 24 Geschwistern, die meisten starben im Kindesalter weil es bei Fraisen oder Lungenentzündung fast keine Rettung gab. Ich kann mich noch erinnern an die Küche dieser Familie. Der Fußboden bestand sowie der kleine Vorraum und der Vorplatz bei der Haustür aus Natursteinen gepflastert. Natürlich bestand auch das Haus aus Steinen und Lehm. Sehr viele Kleinhäuser wurden vor ca. 100 Jahren zu einen Hang gebaut, die bis zur Fensterunterkante in der Erde steckten und dann ging der Hang noch weiter nach oben. Sonne in der Wohnung war Mangelware. So schützte man sich gegen Wind und Kälte. Fenster waren meist sehr klein und undicht, sowie die Haustür. Die Räume sehr niedrig und klein um doch möglichst warm zu sein. Auf diese Art gebaut gab es viele Kleinhäusler um 1900. Üblich waren Küche, Zimmer (Stube) das zugleich Schlafzimmer war, Kabinett (Stübl), ein kleiner Vorraum und ein kleiner Abstellraum (Speis). Meist war unweit oder direkt vor der Küche der Zugang in den Stall mit 1 – 3 Kühen eventuell Ziegen und Schweine.

Unter Tränen erzählte der Herr Nachbar einmal meiner Mutter aus seiner Kinderzeit. Er und seine Geschwister gingen mit ihrer Mutter von Haus zu Haus um Holzpantoffeln zu verkaufen, welche sein Vater angefertigt hatte. Oftmals würden keine abgenommen, ein Glas Most und ein Stück Brot bekamen sie oft. Ihre Mutter sagte, trinkt nur Kinder, Most macht auch Kraft.

Wenn man sich vorstellen kann, dass es damals noch keine Aufklärung über empfängnisfreie Tage, Verhütungsmittel und freie Abtreibung, dafür aber ein religiöses denken gab, braucht man diese Frau welche mit 18 Jahren geheiratet hat, wegen ihrer 24 Kinder nicht verurteilen. Übrigens hat es damals keine Frauärzte gegeben, hätten sie sich auch nicht leisten können. Die Frau war gesund und wurde 82 Jahre alt, und hatte auch noch für Fensterblumen Zeit gefunden.

 

 

©  by Anton Kriebert  & Franz Sonnleitner

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