DAMIT  ES  NICHT  VERLOREN  GEHT...

 

Aus meiner Pflichtschulzeit

Meine Mutter hatte Gesichtsrotlauf und lag 3 Wochen im Bett. Ich musste nach ihren Angaben kochen, Tiere versorgen, den Haushalt führen. Kochen tat ich immer gern, weil essen meine Lieblingsbeschäftigung ist. Die liebste Mehlspeise ist mir das Wiener Schnitzel. Da mein Vater erlernter Tischler war, hatte er auch eine Hobelbank und den notwendigsten Werkzeug. Vor 1939 hatten wir noch keinen elektrischen Strom, daher musste alles in Handarbeit hergestellt werden. In die Hobelbank Nägel einschlagen oder gar mit der Säge hinein schneiden, kam öfter vor. Das konnte auch Jahre vor mir schon mein Bruder. Das gab immer wieder Ärger, anstatt  sich ein Stück Holz zu nehmen und dieses zu bearbeiten. Vater fertigte alles im Haus Notwendigste, Bretter auch der Länge nach, mit der Handsäge zu schneiden, eine langwierige Arbeit. Ich bastelte gern mit Holz und wollte auch immer Tischler werden, oder Maler, weil zeichnen auch mein Hobby war. Durch besondere Umstände und den Wunsch meiner Mutter wurde ich Maurer. Es hat mich nie gereut und blieb diesen Beruf  bis zur Rente treu. Für Holz hatte ich aber immer eine besondere Vorliebe. So machte ich auch bei meinem Hausbau die Holztreppe, samt Geländer selbst. Werkstatt konnte Vater sich in dem kleinen Häusl keine leisten. Das war nur ein Einstellraum, von dem aus  in den kleinen Keller mit Falltür für die Ziegen, wie auch das selbst gemachte Handleiterwagerl und der Futterstock, mit dem Rübenblätter, oder das grobe Heu, händisch kleingeschnitten wurde abgestellt. Dieses Luda wurde mir einmal zum Verhängnis. Da es Kinder immer eiliger haben als Erwachsene, lief ich einmal zu knapp vorbei, blieb auf dem vorstehenden Griff des Messers hängen. Dieses war nicht abgesichert und fiel mir auf das Zehenbein. Ich war barfuss mit meinen selbstgemachten Sandalen. Wir hatten 3 Ziegen, 2 Schweine, einige Hühner, eine Katze und immer einen kleinen Hund, weiblichen Geschlechtes. So gab es immer wieder Hundjunge, die immer so lieb waren. Als Vater den ersten Hund heimbrachte, durfte ich auf der Fahrradstange, zwischen Lenker und Sattel sitzend mitfahren. Das Hunderl in der Tasche, fuhren wir 8 km heim. Mit Tieren befreundet aufgewachsen, habe auch ich in meinem Haus immer einen kleinen Hund, der jedes Jahr für Nachwuchs sorgt. Wie lustig war es doch, wenn Ziegenjunges überall mitlief, oft auch zum Ärger an den Blumen naschte und ihre Ausscheidungen dort absetzte, wo sie ganz sicher nicht hingehören. Das sind eben Tiere. Kinderfahrrad gab es natürlich nicht, so blieb uns nichts anderes übrig, als mit Vaters Herrenfahrrad, fahren zu lernen. Das war immer eine schwierige Sache. Mit dem rechten Fuß durch den Rahmen steigen, um auf das rechte Pedal zu kommen, wo doch das Fahrrad größer war als wir. Vater durfte es nicht wissen, dass wir das Rad nahmen, da er doch ein sicheres Fahrzeug brauchte für seinen Arbeitsweg. Es ging selten gut aus. An der Kurbel, am Lenker oder an der Glocke waren fast immer Spuren erkennbar.

 

©  by Anton Kriebert  & Franz Sonnleitner

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