DAMIT  ES  NICHT  VERLOREN  GEHT...

 

Weihnacht vor 60 Jahren

Als ich noch ein Kleinkind war, bekam ich von der Tante eine kleine Lokomotive mit einen  Kohlen – und einen Personenwaggon. Mein größerer Bruder machte sich gleich darüber und hatte beim ersten Aufziehen des Federwerkes zuviel Kraft angewendet und so war die Maschine am Heiligenabend schon kaputt. Vater hatte nur eine Schwester, die in Wien lebte und nur sehr selten kam. Als Besonderheit galt, Daß sie jedem unser drei Kinder eine Orange mitbrachte, so etwas gab es bei uns doch nicht. Die Tante versprach uns, die Lokomotive nach den Feiertagen nach Wien mitzunehmen um dort richten zu lassen. Gesehen habe ich sie nicht mehr. Am Christbaum waren selbstgebackene Kekse, in Staniol gewickelte Nüsse, umwickelt von einer bunten Glaskugelkette. Im Schulalter machte meine Schwester, Schokolade mit Ceresfett, der in besondere Formen gegossen, auf Schnee oder Eis steif wurde. Erst nach 1938 gabs dann einzelne bunte Schokoladenstückerl und Engelshaar wie sie heute noch üblich sind am Baum. Natürlich auch Kerzerln, aber nur in weiß. Am späten Nachmittag mußten wir schlafen gehen, daß mit Spannung erwartete Christkind ungestört arbeiten konnte und wir auch zur Mitternachtsmette mitgehen durften. Es war schon eine Freude bei soviel Schnee, so lang aufzubleiben zu dürfen und so spät in die Kirche zu gehen. Aus dem Nachbarsdorf gingen Jung und Alt. Zwei km durch den Wald über den Berg. Es gab viel Schnee und kaum eine Räumung, dafür aber Pferdeschlitten mit läutenden Glöckerln. Heute fahren alle mit dem Auto den Berg herum und das schon um 22 Uhr. Den Ausdruck Lichterbaum, Weihnachtsmann oder gar Väterchen Frost, kannte man damals noch nicht. Dazu gibt es heute Berge von Reklamepost und sprechen von Müllbergen.

 

 

©  by Anton Kriebert  & Franz Sonnleitner

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